Ihagee - gegruendet 1912 in Dresden von Johan Steenbergen. Bau allgemein von Fotogeraeten, spaeter auch von diversen SLR fuer Platten und Planfilm. Dann Spiegelreflex-Kamera Exakta fuer 127er Rollfilm (4x6,5 cm) in verschiedenen Ausfuehrungen. Beachtlich die Nacht-Kamera mit einem Normalobjektiv mit Blende 2. Dann kam 1936 die erste Kleinbild-SLR der Welt, die Kine-Exakta. Fuer Fotozwecke eingefuehrt wurde der Kino-Film mit 35 mm Breite (daher der Name Kine-Exakta) von Oskar Barnack 1913, in Serie ab 1924 mit der Leica. Dass unabhaengig von der Exakta in der Sowjetunion nahezu zeitgleich eine Kleinbild-SLR entwickelt wurde, die auf den Namen Sport hoerte, sei der Vollstaendigkeit halber erwaehnt.
Die Ihagee wird nach dem Krieg nicht enteignet und auch nicht demontiert, da niederlaendisches Eigentum, wird aber 1951 unter Verwaltung des VVB Optik gestellt. Auf die Geschicke des Dresdner Werkes kann Steenbergen dadurch keinen Einfluss nehmen. Deshalb wird 1960 in Frankfurt/Main eine Ihagee Kamerawerke AG gegruendet. Daraus ergeben sich zwangslaeufig Streitigkeiten um Namensrechte. Es folgt eine schleichende Enteignung in den Jahren 1964 bis 1970.
Von Ihagee wurden zwei Produktreihen angeboten, Exakta fuer den Profi und Exa fuer den, wie man heute sagen wuerde, Consumer-Markt. Die Exakta ist das deutlich hochwertigere Modell. Die Verschlusszeiten reichen von 1/1000 bis 12 sec. Unpraktisch ist die Aussenbetaetigung der Blende, die sich leider auf Grund des geringen Bajonettdurchmessers nicht nach innen verlegen laesst. Es gibt ein riesiges Angebot an Zubehoer, beginnend bei Mikro- und Makro-Aufnahmezubehoer, eigenem Vakublitz, Elektronenblitz, spaeter sogar Ringblitz, dazu diverses Zubehoer fuer Endoskopie. Ausserdem lieferte jeder namhafte Objektiv-Hersteller Objektive mit Exakta-Anschluss.
Nach dem Krieg wurde zunaechst die Kine-Exakta weiter produziert bis mit der II 1949 Abloesung kam. aeusserlicher Unterschied war der Deckel auf der (natuerlich rechteckigen) Sucherlupe. 1950 folgte schon die Varex, die erstmals das Wechselsuchersystem bot. Ab 1951 kam mit der Varex VX wieder etwas Ruhe in die Modellfolge. Sie wurde bis 1959 produziert, Kennzeichen neben diversen Detailverbesserungen ein zusaetzliches Aussenbajonett, das laengeren Brennweiten mehr Stabilitaet bot. Die IIa brachte ab 1956 ausser Kleinigkeiten im Design und den ueblichen Anpassungen an die Blitztechnik ebenso wenig wirkliche Neuigkeiten wie die IIb (1963-67). Ab der VX 1000 (1967-70) gab es einen Rueckkehrspiegel, dazu wieder optische Retuschen. Davon gab es noch eine abgeruestete Ausfuehrung, die VX500, die von 1969-72 und damit schon parallel zur RTL1000 gebaut wurde.
Aber wenn man sich die Exakta-Modelle so anschaut, ist eigentlich von der Kine-Exakta von 1939 bis zur VX 1000 technisch nicht wirklich viel passiert. So sinnvolles Zubehoer wie einen Prismensucher mit TTL-Messung gab es nur von westlichen Herstellern, wie Schacht Ulm und Travemat Berlin-W. Und das, obwohl der Konstrukteur der Ur-Exakta Karl Nuechterlein bereits 1939 ein Patent fuer die TTL-Messung erhielt. Zum Vergleich: Asahi brachte 1964 mit der Pentax Spotmatic die erste SLR mit TTL-Belichtungsmessung auf den Markt, das war zu Zeiten der Varex IIb.
Mit der endgueltigen "Integration" von Ihagee in den VEB Pentacon ging 1970 die Exakta in der Praktica-Baureihe verlustig. Letztes Modell war die RTL1000 (1969-73), die in der schon 1964 zusammengelegten Entwicklungsabteilung von Ihagee und Pentacon konstruiert wurde und eigentlich eine VLC mit Bajonett ist. Selbst die Wechselsucher passen bei beiden Geraeten. Korrekter ist natuerlich, dass die RTL auf der ebenfalls 1969 erschienen Praktica L basiert, die VLC kam erst 1974 auf den Markt, also nach dem Ende der RTL.
Produziert wurde die Exakta-Baureihe von 1936 bis 1973.
Gesamt-Stueckzahl: ca. 828.000 Stk.
In meiner Sammlung:
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Die Exa, die "Exakta des kleinen Mannes", wurde 1950 aufgelegt. Der etwas spezielle Klapp-Verschluss schraenkte die Belichtungszeiten auf 1/125 als kuerzesten Wert ein, dies wurde spaeter auf 1/150 verbessert. Die Blitzsynchronzeit lag bis zum Schluss bei etwas antiquierten 1/25. Ausserdem waren nur Brennweiten bis 100 mm verwendbar, darueber hinaus gab es Vignettierungen. Die Moeglichkeit des Sucherwechsels wurde von der Exakta uebernommen.
Ab der Exa Ib wurde das Bajonett vom gaengigeren M42-Objektivanschluss abgeloest und mit der Exa 1c diverse Metall- durch Kunststoffteile ersetzt. Ausserdem gab es, fuer den Kaeufer nicht sichtbar, konstruktive aenderungen zur Optimierung im Fertigungsablauf. Die Exa I-Reihe wurde bis 1987 weitergefuehrt. - Zitat aus �Fotografie� - Wobei sich wie man sieht technisch nicht viel aenderte.
Die Exa II kam 1959 auf den Markt, sie orientierte sich deutlich mehr an der Exakta. Merkwuerdigerweise ist mir die zu DDR-Zeiten nie unter die Finger gekommen, sie wurde auch im Exa-Buch von Werner Wurst nicht erwaehnt (?). Die Exa II-Reihe hatte einen fest eingebauten Prismensucher und wurde mit Gummituch-Schlitzverschluss mit B, 1/2 bis 1/250 gebaut, die laestige Vignettierung entfiel dadurch. Dafuer wurde diese Reihe nach der Exa IIa, IIb und 500 (kuerzeste Belichtungszeit 1/500) bereits im Jahr 1969 eingestellt.
Produziert wurden beide Exa-Baureihe von 1950 bis 1987.
Gesamt-Stueckzahl:ca. 1,37 Mio. Stk.
In meiner Sammlung:
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Objektive fuer die Exakta gab es uebrigens nicht nur von Ihagee, Zeiss Jena und Meyer, sondern auch von allen anderen namhaften Objektivherstellern, z.B. Schneider Kreuznach, Schacht Ulm, Isco Goettingen, Enna Muenchen. So habe ich z.B. ein 2,8/135 von Steinheil/Muenchen, das von der Verarbeitung einfach ein Traum ist. Absoluter Exot duerfte aber ein Rietschel-Telinear 0 sein. Moeglicherweise handelt es sich dabei aber auch um einen nachtraeglichen Umbau.
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Auch an Zubehoer fuer die Exakta und Exa herrscht kein Mangel. Und auch hier gilt, dass es viele Fremdhersteller gab.
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Versuche im Mittelformat gab es mehrfach, diese waren aber nicht von Erfolg gekroent, es gab Probleme mit dem Filmtransport. Zuerst wurden von 1937-39 ca. xxx Kameras produziert, nach ueberarbeitung 1951 kam man nicht einmal mehr in eine Serienproduktion. 1952 erfolgte die Entwicklung einer komplett neuen 6x6-Kamera, der "vertikalen" Exakta. Dies war sicher die schoenste Kamera, aber leider wurde wegen dauernder technischer Probleme, wieder mit dem Filmtransport, auch diese Entwicklung nach nur ca. 2.500 Stueck beerdigt.
Mein Kontakt zu dieser Marke kam durch meinen Vater zustande, der 2 Exa's aus den fruehen 50ern im Einsatz hatte, wie das damals so war eine mit Farb-Diafilm geladen, die andere mit schwarz/weiss Negativen. Die beiden waren daran zu unterscheiden, dass die Dia-Exa mit Prismensucher ausgeruestet war und die andere mit Lichtschacht. Und im Urlaub oder bei Ausfluegen habe ich mir dann immer die s/w-Exa gekrallt. Seltsamerweise wurde in DDR-Zeitschriften noch lange Werbung fuer Exakta gemacht. Und da sah natuerlich die RTL1000 beeindruckend aus, war aber preislich ausserhalb meines Schueler- und spaeter Studenten-Budgets. Selbst gebrauchte Varex wurden in den 80er noch fuer ueber 250 Mark gehandelt. Und so kamen die ersten Kameras dieser Marke erst nach der Wende in meine Sammlung.
Fortsetzung Ende und Ausblick