Leica: Bekannt durch die hochwertigen Messsucherkameras der Leica und spaeter M-Baureihe, bleibt man auch konsequent bei dieser Bauart, als alle Welt auf
SLR-Systeme setzt. Dazu kamen ab 1964 mit der Leicaflex und spaeter R-Baureihe mechanische SLR. Relativ unbeeindruckt von technischen Entwicklungen auf dem Weltmarkt
setzt man ausschliesslich auf Fertigungsqualitaet und hochwertige Optiken.
Dazu kommen Kompaktkameras, erst fuer Film, spaeter auch digital, die meist in Kooperation mit japanischen Firmen hergestellt werden. Dabei gehoert die Zusammenarbeit
mit Panasonic fuer beide Seiten wohl zu der fruchtbarsten. Panasonic bekommt hochwertige Optiken und Leica kann moderne und gute Digitalkameras anbieten.
2005 kommt man auch bei den SLR nicht mehr an der Digitaltechnik vorbei und bietet fuer die R8 und R9 ein Digitalrueckteil an.
Neben Kameras sind unter Leica noch eine Vielzahl anderer Produkte zu finden: Dia-Projektoren (inzwischen eingestellt), Fernglaeser, Spektive, Zielfernrohre, Entfernungsmesser.
So glatt, wie sich die Geschichte bei den Produkten in dieser Kurzfassung liest, ging es hinter den Kulissen aber auch nicht zu. Man wird uebernommen, kauft und
verkauft Beteiligungen. Es geht an die Boerse, man geraet in finanzielle Schieflage, aber irgendwie geht es immer wieder gut.
2009 folgt dann ein Paukenschlag mit der S2-Linie: Eine digitale SLR, kaum groesser als gewohnt, aber mit einem Sensor im Format 30x45 mm, 37,5 MP und mit neuen
Linsen. Ob dieses Konzept aufgeht und man damit tatsaechlich wieder im Profimarkt Fuss fassen kann, muss die Zeit noch zeigen.
Zeiss Ikon: Die Produktionseinstellung der Kamerasparte erfolgt nach einem langjaehrigen Trauerspiel 1972. Man beschraenkt sich auf ein anderes traditionelles Standbein, naemlich auf Schliesssysteme, die unter dem Namen Ikon vertrieben werden. Heute gehoert Ikon zum finnisch-schwedischen Assa-Abloy-Konzern.
Rollei: 1920 gegruendet von den ehemaligen Voigtlaender-Mitarbeitern Franke & Heidecke. Beruehmt geworden mit der Rolleiflex, einer zweiaeugigen SLR. In den
60ern bis 80ern gibt es diverse Namens- und Rechtsform-aenderungen. In diese Zeit faellt die Entwicklung diverser Kleinbildkameras, auch SLR.
Dazu kommen zeitweise Blitzgeraete, Diaprojektoren, Vergroesserungsgeraete und 8mm-Schmalfiltechnik. Man baut eine grosse Fertigung in Singapur auf, die aber nie
richtig ausgelastet ist und den guten Ruf beschaedigt.
Ab 1982 konzentriert man sich auf Mittelformatkameras, ab 1986 gibt es zusaetzlich Vermessungssysteme, ab 1991 digitale Kompaktkameras. 2007 gibt es drei Unternehmen:
Franke & Heidecke GmbH mit den Bereichen Mittelformat/Diaprojektoren, RCP-Technik GmbH & Co KG fuer kompakte Digitale und Rollei Metric GmbH fuer die Photogrammetrie.
2009 geht Franke & Heidecke in Insolvenz, DHW Fototechnik GmbH uebernimmt die Reste und fertigt weiter.
Zwischendurch verschiedene Eigentuemer, so z.B. Heinrich Mandermann (ab 1987), Samsung (ab 1995)
Voigtlaender: Bekannt wird die Firma mit Plattenkameras, spaeter Rollfilmkameras, wie der Bergheil oder Bessa. Nach dem Krieg baut man weiter Rollfilmkameras,
dazu kommen Kleinbildkameras und SLR mit Zentralverschluss (Bessamatic). 1956 von der Schering AG an die Zeiss-Stiftung verkauft. Mit Zeiss Ikon kann man sich nicht
auf eine sinnvolle Produktpalette einigen und rutsch gemeinsam immer tiefer in die Misere.
1971 folgen dann folgerichtig Insolvenz und Einstellung der Kameraproduktion. Die gebildete Auffanggesellschaft landet letztendlich bei Rollei. Man baut in
Singapur Kameras auf Basis der Rollei und vertreibt sie im asiatischen Raum. Mit der Insolvenz von Rollei 1982 ist es auch damit vorbei, Erfolg hatte man ohnehin
nicht. Die Namensrechte werden an die Plusfoto GmbH & Co KG verkauft, 1997 wird daraus die Ringfoto-Gruppe. Hier kauft man Billigkameras aus Asien zu (Ricoh und Chinon),
was dem Namen auch nicht gerade zutraeglich ist. 1999 erwirbt Cosina Lizenzrechte an der Marke, es werden wieder qualitativ gute Objektive und Kameras gebaut.
Ich hatte an der Nikon z.B. einen Ultragon 19-35mm Zoom, der keinen schlechten Eindruck gemacht hat.
Was wuerde wohl Johann Christoph Voigtlaender, der die Firma 1756 (!) gruendete, zu dieser Geschichte sagen?
Exakta: 1960 in Frankfurt/Main eine Ihagee Kamerawerke AG gegruendet, wandert als Ihagee-Exakta Photo AG nach Muenchen. 1967 Zusammenschluss mit dem
Verkaufsbuero Berlin/West als Ihagee AG (West). Versuche mit einer Exakta Real sind nicht erfolgreich. Danach Vertrieb von bei Cosina und Petri gefertigten Kameras
unter dem Label Exakta. Ende vorerst 1976.
1982 kaufte die Nuernberger Miranda Foto-Video GmbH (Heinrich Manderman) den Markennamen. Neugruendung einer Exakta KG, Produktion von Mittelformat-Kameras auf Basis
der Pentacon six. Danach werden nur noch diverse Kameras und Objektive unter der Marke gehandelt. Allerdings bewegen sich Preis und Qualitaet eher auf niedrigem Niveau.
Wie der Niedergang der (west-)deutschen Kameraindustrie erfolgte, wird sehr viel detaillierter und sehr engagiert auf den Seiten von Frank Mechelhoffs Taunusreiter beschrieben. Der Titel koennte auch lauten "Nieten in Nadelstreifen".
Auch in der DDR ignoriert man ab den 70ern jegliche technische Entwicklung auf dem Weltmarkt. Ob dies eher finanziell begruendet ist oder auch nur Ignoranz/Unfaehigkeit der verantwortlichen Personen, kann zumindest ich nicht beurteilen. Zu einem entscheidenden Anteil hat sich in der DDR ja die Politik (namentlich Erich Honecker, Guenther Mittag hoechstpersoenlich) in derartige Entscheidungen eingemischt. Sie wusste ja ganz genau, was die Bevoelkerung braucht. 1985 wird Pentacon dem Kombinat Carl Zeiss Jena zugeordnet. Damit ist zwar Prof. Biermann Direktor des groessten DDR-Kombinates mit ca. 56.000 Mitarbeitern, fuer Pentacon hat es aber keine, zumindest keine positiven, Auswirkungen.
1989 kommt dann die politische Wende, der eine sehr schnelle Wiedervereinigung Deutschlands folgt. Alles danach ist der Ablauf, der fuer viele DDR-Betriebe charakteristisch ist.
Die Jos. Schneider Feinwerktechnik GmbH & Co. KG, ab 1997 Pentacon GmbH Foto- und Feinwerktechnik produziert, z.T. aus Restbestaenden die BX 20 und BMS weiter.
1998 uebernimmt eine 1990 neu gegruendete Exakta KG die Pentacon GmbH. Es wird eine BX 20 S entwickelt und in verschiedenen Varianten produziert. 2001 ist dann endgueltig Schluss
mit der Kameraproduktion. Man beschaeftigt sich nur noch mit dem vertrieb von Digitalkkameras, Blitzgeraeten usw. Unter www.praktica.de
kann man sehen, was sich dort zurzeit tut. Man hat sich sogar der Vergangenheit besonnen und bietet ein virtuelles Kameramuseum .
Ich finde es sauber umgesetzt, auch wenn noch viel Arbeit vorhanden ist.
Dazu gibt es noch eine Episode, in der Nachfahren von Noble mitspielen: KAMERA WERK DRESDEN GmbH
Ausserdem hat sich eine Firma Pentacon herausgegruendet, die als Dienstleister viele der beim ehemaligen Pentacon gaengigen Arbeitstechniken anbietet (CNC-Bearbeitung, Werkzeugbau, Kunststoff-Spritzguss, Messtechnik u.a.).
Was noch aussteht, ist die Kurzgeschichte von Firmen wie Minox, Schneider Kreuznach , Meyer Optik, Zeiss Jena, Steinheil, Schacht, Isco, Enna und wie sie alle heissen.
Letztendlich gibt es aber mit Ausnahme von Leica und Rollei nach 2001 keinen Kameraproduzenten mehr in Deutschland.
Immerhin ist im Ernemann-Turm, DEM Symbol der Praktica-Kameras, jetzt die Technische Sammlung Dresden untergebracht, die auch eine sehr ausfuehrliche Sammlung fototechnischer Artikel beinhaltet.