Auf die laengere Geschichte der Kamera Werkstaetten und ihrer Besitzer moechte ich hier nicht eingehen, dazu gibt es inzwischen ausfuehrliche Literatur, siehe Kamera-Literatur. Auf jeden Fall wird die erste Praktiflex im Jahre 1939 unter Charles A. Noble vorgestellt. Nach dem Krieg werden wie so oft aus Material-Restbestaenden Kameras als Reparationsleistungen gebaut. 1947 gibt es erste Kameras mit Objektivanschluss M42x1, womit ein lange Jahre waehrender Quasi-Standard geschaffen wird. Ab 1949 gibt es die Kameras dann unter dem Namen Praktica, mit dem sich fuer viele der Nachkriegs-Weltruf der SLR aus Dresden verbindet. Nach Konzentration auf diese eine Marke konnte hier tatsaechlich noch Neuland betreten werden.
Ab 1952 folgt die Praktica FX, ab 1955 die FX 2. Fuer beide gibt es als Ergaenzung zum serienmaessig verbauten Lichtschachtsucher einen aufsteckbaren Prismensucher.
Sie war auch die erste Kamera weltweit mit innenausloesender Automatikblende.
Das liest sich bisher sehr uebersichtlich, aber es gab in der Nachkriegszeit alle moeglichen Varianten, je nach dem, was noch an Teilen verfuegbar war oder einfach sinnvoll
erschien. So gibt es alte Praktiflexen mit M42- statt M40-Objektivanschluss oder auch Exakta-Bajonett ebenso wie Praktica mit fest verbautem Prismensucher, zusaetzlich
noch unzaehlige Varianten an Blitzbuchsen. Ausserdem gab es alle moeglichen Namens-Variationen fuer den Export. Auch hier sei auf die entsprechende Literatur verweisen.
Mit der Praktica IV gibt es 1959 erstmals einen (sehr klobigen) fest verbauten Prismensucher und Schnellspannhebel auf der Unterseite. Dies ist uebrigens auch das Jahr, in dem Nikon mit der F in den Bereich der SLR einsteigt. Von dieser Baureihe und der folgenden Praktica V gibt es auch Varianten mit eingebautem ungekuppeltem Selen-Belichtungsmesser. Ab 1964 kommt die Praktica nova-Reihe auf den Markt, hier gibt es erstmal den typischen Schraegausloeser. Als Varianten gibt es die nova B (ungekuppelter Beli) und Praktica mat mit TTL-Messung (immerhin nach Pentax und Topcon nicht mehr die ersten weltweit aber immerhin in Europa).
1967 Praktica PL nova I (I B mit ungekuppeltem Beli, PL electronic mit elektrisch gesteuerten Zeiten und super TL mit Innenmessung). Namensgeber ist die Pentacon Loading genannte Filmeinlegeautomatik.
1969 Start der Praktica L-Baureihe, erstmals mit Metalllamellen-Schlitzverschluss. Von hier an erscheint die Entwicklung systematischer. Mit L bzw. L2 wird das Grundmodell bezeichnet, es gibt die LB mit Beli, LTL bzw. spaeter MTL mit TTL-Messung bei Arbeitsblende und Abgleich per Messwerkszeiger, LLC bzw. PLC mit elektrischer Blendenwertuebertragung und damit Messung bei Offenblende und VLC mit zusaetzlich wechselbaren Suchereinsaetzen und Bildfeldlinsen. Dazu dann noch die EE 2/3 als Zeitautomaten mit zusaetzlichem manuellen Modus. Sondermodelle sind gewissermassen die DTL 2/3 mit Belichtungsabgleich ueber 4 LED und MTL 50 mit 2 LED. Dazu dann noch Varianten wie die super TL (2/500/1000), Ausfuehrungen mit oder ohne Selbstausloeser und Ausfuehrungen mit schwarzen statt verchromten Abdeckkappen und schon haben wir wieder ein ziemliches Kuddelmuddel und fuer den fortgeschrittenen Sammler ein grosses Betaetigungsfeld.
1979 kam zusaetzlich die Praktica B-Reihe . Die L-Baureihe wurde aber erst 1989 eingestellt (Artikel in Fotografie). Eine Uebersicht ueber die Baureihen gibt es unter Kameras/Baureihen
Produziert wurden die verschiedenen Baureihen von 1939 bis 1989.
Gesamt-Stueckzahl: ca. 6,6 Mio. Stk.
In meiner Sammlung:
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Die Praktiflex hat noch einen M40-Objektivanschluss, alle weiteren Modelle verfuegen ueber das M42x1 Gewinde, das lange Jahre einen internationalen Standard darstellte
Eine Auflistung aller meiner Objektive moechte ich mir an dieser Stelle ersparen, das wuerde doch den Rahmen sprengen.
An System-Zubehoer vorhanden: diverse Ausfuehrungen von Zwischenringen, Kleines Balgengeraet, Grossen Balgengeraet mit Diakopiervorsatz, Winkelsucher, Einstellfernrohr sowie speziell fuer die VLC Lichtschacht- und Lupeneinsatz.
Mein Wunsch waere damals auf jeden Fall die VLC gewesen. Klar, war ja auch das Top-Modell. Dafuer haetten allerdings auch die Objektive wegen der elektrischen Blendenwertuebertragung deutlich mehr gekostet. So ergab es sich, dass ich mir 1985 von der ersten Jahresendpraemie eine der damals neu erschienenen MTL50 zulegte (Preis ohne Objektiv ca. 650 M). So hatte ich endlich Innenlichtmessung (die Anzeige im Sucher erfolgte mit LED - High Tech fuer die DDR, bei der Nikon F 2 S Photomic bereits 1972 vorgestellt) und einen Schnellspannhebel. Ja, man kann sich auch ueber kleine Dinge freuen, in anderen Laendern mischte gerade Minolta mit der 7000 mit Autofokus den Markt auf. Trotzdem habe ich die Entscheidung fuer die MTL50 nicht bereut, sie war gut 20 Jahre im Einsatz. Von der Contax hatte ich das 1,8/50, ein 2,8/28, ein 4/200 und natuerlich den obligatorischen 2fach-Konverter und die Zwischenringe. Wobei ich letztere im Gegensatz zu den meisten Kaeufern auch nutzte. Da gab z.T. wilde Konstruktionen in Kombination mit dem 2fach-Konverter und dem 200er-Tele. Irgendwann kam noch ein Trioplan 2,8/100 aus dem Hause Meyer-Optik Goerlitz dazu und nach der Wende ein Prakticar 28-70. Damit konnte man dann schon eine Menge anstellen.
Fortsetzung Praktica B-Reihe